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TRAUMA, PTSB,
NEUROSYSTEMISCHE INTEGRATION

Trauma?
Bei mir?

Viele Menschen durchleben in ihrem Lebenslauf traumatische Erfahrungen, ohne sich dessen im Nachhinein bewusst zu sein. Dies resultiert aus der Tatsache, dass jeder Mensch ganz eigene Fähigkeiten und Ressourcen besitzt, um stressintensive Ereignisse zu verarbeiten und mit starken Bedrohungssituationen umzugehen.

Aktuelle Forschungsdaten lassen schließen, dass etwa 66% der europäischen Bevölkerung während ihres Lebens mindestens ein traumatisches Ereignis erlebt hat. Trautmann und Wittchen (2018) gehen davon aus, dass zwischen 1 % und 3 % der europäischen Bevölkerung im abgelaufenen Jahr eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS/PTSD) mit Symptomen entwickelte, was etwa 7,7 Millionen Menschen entspricht. Die Prävalenz von PTSD variiert dabei erheblich zwischen den europäischen Ländern, bedingt durch Unterschiede in der Traumabelastung, Belastung durch Kriegs- und Kampfereignisse, kulturelle Faktoren und der Inanspruchnahme der nationalen Gesundheitsversorgung.

Aus 26 Datensätze der World Mental Health (WMH) Umfrage aus den Jahren 2001 bis 2012 schloss ein Consortium der WHO (Koenen et al., 2017) , dass  70,4 % der Befragten aus 24 Ländern mindestens ein traumatisches Ereignis erlebt hatten, 30,5 % sogar vier oder mehr. Länderübergreifend lag die Lebenszeitprävalenz von PTBS/PTSD bei 3,9 % und betrug sogar 5,6% bei Personen, die traumatischen Ereignissen ausgesetzt waren. Die Hälfte der Befragten mit PTSD berichteten über anhaltende Symptome.

In Dänemark befragte Philip Hyland und sein Team (2017) eine Kohorte (n=2980) von 24-Jährigen (*1984) zu traumatischen Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend. 87% der Befragten schilderten  mindestens ein solches Ereignis. Bei 4% der beschriebenen Symptome schlossen die Forscher auf eine (komplexe) posttraumatische Belastungsstörung. 

"Trauma ist etwas sehr Individuelles.
Was für den einen 'nur' ein Schrecken ist, kann für den anderen eine Situation von traumatischen Ausmaß sein."

Verena König (2021, S.28)

Was bezeichnen wir als Trauma?

Trauma liegt nicht im Ereignis selbst, sondern in den emotionalen, körperlichen, gedanklichen und Verhaltens-Reaktionen, die ein solches Ereignis in uns hinterlässt. Besonders die Wucht und die Intensität des Erlebens überfordern die Fähigkeit der betroffenen Person, das Erlebte zu bewältigen.

 

Die Folgen schlagen sich dann im Nervensystem nieder. Die aufgebrachte Energie reicht nicht aus, um die Gefahr oder Bedrohung abzuwenden und wieder Sicherheit herzustellen. Von außen erfolgt keine rettende Unterstützung, so dass schützende Ich-Grenzen auf körperlicher und seelischer Ebene unter dieser Intensität einbrechen.

 

Erste intensive Reaktionen drängen zu Flucht oder Kampf. Bleibt der hohe Grad an Erregung über längere Zeit bestehen, so kommt es zu Gefühlen von Hilflosigkeit, Ohnmacht und Ausgeliefertsein. Ein solcher Zustand deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ein Trauma hin und birgt das Potenzial in sich, Traumafolgen (PTBS/PTSD) zu generieren. 

Viele Traumatisierungen haben ihren Ursprung in unserer Kindheit, wo Kämpfen oder Wegzulaufen meist nicht möglich ist. Um die Situation dennoch zu bewältigen, passen Kinder sich an, dissoziieren und spalten Unerträgliches ab. Allerdings verfestigen sich diese Strategien, die in der Kindheit das Überleben sicherten, oft zu Verhaltensweisen, die uns durch unser weiteres Leben (beg-)leiten und auf vertraute Weise für Sicherheit sorgen. Sie fühlen sich "normal" an, sind aber längst nicht mehr angemessen, und bewirken oft ein Gefühl des "Funktionierens" zu Lasten eines authentischen (Er-)Lebens im Hier und Jetzt.

"Trauma is a highly activated incomplete biological response to threat, frozen in time. For example, when we prepare to fight or to flee, muscles throughout our entire body are tensed in specific patterns of high energy readiness. When we are unable to complete the appropriate actions, we fail to discharge the tremendous energy generated by our survival preparations. This energy becomes fixed in specific patterns of neuromuscular readiness. The person then stays in a state of acute and then chronic arousal and dysfunction in the central nervous system. Traumatized people are not suffering from a disease in the normal sense of the word- they have become stuck in an aroused state."

Payne, P., Levine, P.A., Crane-Godreau, M.A. (2015, p. 14)

Was passiert mit uns, wenn wir unter Trauma leiden?

Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, kämpfen oft mit unerkannten Folgesymptomen, die auf verschiedenen Ebenen auftreten und in ihrer Intensität erheblich variieren können.

Auf der körperlichen Ebene können sich Schwierigkeiten bei der Konzentration, Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit sowie Migräne oder sogar Autoimmunerkrankungen manifestieren.

Auf emotionaler Ebene erleben Menschen oft Gefühle der Hilflosigkeit, begleitet von plötzlichen und unerklärlichen intensiven emotionalen Reaktionen. Das Gefühl, sich selbst fremd zu sein, oder unsicher bezüglich der eigenen Wünsche oder Fähigkeiten zu sein, sind ebenfalls auf dieser Ebene präsent.

Entfremdung und Rückzug zeigen sich auch durch das Abkoppeln von Familie und Freunden sowie durch den Verlust des Interesses an einstigen Freuden. Diese dumpfe Stimmung beeinträchtigt die Beziehungen zu anderen und zu sich selbst, die als wenig erfüllend wahrgenommen werden. Dabei können auch andere Menschen oder sogar ihr gesamtes Umfeld (Orte, Veranstaltungen, usw.) als bedrohlich wahrnehmen und aktiv meiden, oft ohne einen nachvollziehbaren Grund.

"Trauma victims cannot recover until they become familiar with and befriend the sensations in their bodies. Being frightened means that you live in a body that is always on guard. Angry people live in angry bodies. The bodies of child-abuse victims are tense and defensive until they find a way to relax and feel safe. In order to change, people need to become aware of their sensations and the way that their bodies interact with the world around them. Physical self-awareness is the first step in releasing the tyranny of the past."

Van der Kolk, B.A: (2014, S.101)

Was vermag NI zu leisten, um achtsam mit Traumafolgen umzugehen?

Traumatische Erfahrungen hinterlassen tiefe Spuren im menschlichen System. Durch die Fragmentierung der Hochstress-Erlebnisse bleibt die Energie von «früher» weiterhin im System gespeichert und kann bei Aktivierung (Trigger) das System wieder überfluten und aus der Balance werfen. Sie sind aber diesen Zuständen nicht hilflos ausgeliefert, sondern können in jedem Lebensalter Einfluss auf Ihre neuronalen Netzwerke nehmen.

 Um diese energiegeladene Mischung aus Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken zu lösen, wendet die Neurosystemische Integration (NI) eine ganzheitliche Herangehensweise an, die vor allem den Körper und das autonome Nervensystem (ANS) mit einbezieht.

 Nichts in uns existiert von unserem Körper losgelöst, so dass dem Körper eine zentrale Rolle zufällt. Gedanken lösen Emotionen aus, die wiederum körperliche Empfindungen und Reaktionen hervorrufen. Diese Wechselwirkung gilt aber auch in umgekehrter und überkreuzter Richtung. Die Empfindungen, die im Körper auftauchen, sind ein zentrales Element in der NI um  Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken zu verbinden. Dies ermöglicht, Fragmente wieder zu vereinigen und die gehaltene Energie sanft abfließen zu lassen.

 Das Erregungsniveau bleibt dabei stets innerhalb Ihres Toleranzfensters. Gerade ein Nervensystem, das seit langer Zeit unter Stress steht, toleriert kaum noch weitere Belastungen. Der ganzheitliche Ansatz der NI arbeitet mit dem Stärken von Körperressourcen, Co-Regulieren, Verankern im Hier und Jetzt, damit die gehaltene Energie von damals sanft, behutsam und sicher abfließen kann. Dies führt nicht nur zu Entspannung und Wohlbefinden, sondern ermöglicht auch langfristig eine erfolgreiche Integration traumatischer Erlebnisse und die Fähigkeit, ihr Nervensystems wirksam selbst zu regulieren.

 

Dabei arbeiten wir uns nicht zu Inhalten des Traumas vor, sondern orientieren uns an dem, was Sie im Hier und Jetzt spüren und als unlogisch, verstörend oder problematisch empfinden. Die NI legt großen Wert darauf, dass Sie verstehen, weshalb Sie sich entsprechend fühlen und verhalten und dass all dies einen guten und nachvollziehbaren Grund hat.

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